shahadat rahman BfrQnKBulYQ unsplash prvwIT-Sicherheit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Insbesondere die Bekämpfung der Cyber-Kriminalität muss zu den Schwerpunkten einer neuen Bundesregierung werden. Dazu sind gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten, vor allem jedoch politischer Wille und Entschlossenheit erforderlich. Von rapide zunehmenden Cyberangriffen, häufig gepaart mit Erpressungen, bleibt kaum ein Bereich verschont. Unternehmen, Krankenhäuser, Gerichte, Universitäten und staatliche Einrichtungen mussten bereits ihre IT-Infrastruktur neu installieren oder mit Lösegeld freikaufen. Die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit ist aufwändig, teuer und kostet viel Zeit. Angesichts der dramatisch steigenden Entwicklung von Cyber-Attacken appellieren die Ingenieure für Kommunikation (IfKom e. V.) an die Politiker, die nach den Wahlen Verantwortung tragen, dieser Entwicklung Rechnung zu tragen und die Cyber-Sicherheit als Schwerpunkt im Regierungsprogramm zu verankern. 

Cyber-Kriminalität ist nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) eines der sich am dynamischsten verändernden Kriminalitätsphänomene und inzwischen ein hoch-professionelles Geschäft. Auf zahlreichen Marktplätzen werden illegale Güter und Daten, aber auch Dienstleistungen zur Begehung von Cyber-Straftaten angeboten. Das BKA spricht hierbei bereits von „Cybercrime-as-a-Service“.

Nach Angaben von Dr. Katrin Suder, Vorsitzende des Digitalrates, gehen die Schätzungen über Schäden durch Cyberangriffe in die Milliarden, vieles werde gar nicht bekannt. Im Juli beispielsweise hätten rund 20.000 Bots mit 17 Mio. Zugriffen pro Sekunde eine Finanzdienstseite angegriffen. Der Lagebericht des BKA verzeichnet im Jahr 2020 weltweit 50 Mio. DDoS-Angriffe, das entspricht etwa 137.000 Attacken pro Tag. Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde eine Zunahme solcher Angriffe um 98 % festgestellt.

Um der Kriminalität zu begegnen, müsse man sich laut Suder auch der schwierigen Diskussion über staatliche Eingriffe stellen, zudem sei internationale Cyberdiplomatie zu betreiben. Dieser Auffassung schließen sich die IfKom an, denn Angreifer agieren häufig außerhalb von Deutschland und deren Handeln wird von manchen Regierungen zumindest gebilligt.

Die bisherigen Aktivitäten der derzeitigen Bundesregierung reichen nach Auffassung der IfKom für die dargestellte Entwicklung nicht aus. Auch wenn bisher bereits die Notwendigkeit gesehen wurde, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Verwaltung stärker zu vernetzen und effizienter zusammen zu arbeiten, sind Maßnahmen wie beispielsweise das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 zwar wichtig, aber nicht ausreichend.

Die IfKom fordern daher die zukünftigen Regierungsparteien auf, ihr Regierungsprogramm massiv und entschlossen auf die Bekämpfung von Cyber-Kriminalität auszurichten. Dabei muss der so genannte Multi-Stakeholder-Ansatz verfolgt werden, also die Beteiligung aller gesellschaftlicher Gruppen. Es ist notwendig, gemeinsam gegen die steigende Cyber-Kriminalität vorzugehen, einfache regulatorische Ansätze sind nach Meinung der IfKom nicht ausreichend.

Laut aktuellem Koalitionsvertrag sollte zur Abwehr von Gefahren des Cyberraums die Sensibilisierung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Kleinunternehmen intensiviert werden. Am Ende der Regierungsperiode ist diese Aufgabe trotz der erfolgten Aktivitäten nicht erledigt – im Gegenteil: Die Gefahr, Opfer von Cyberangriffen zu werden, steigt unablässig, zumal die Vernetzung immer umfangreicher wird. Aus Sicht der IfKom muss dieses Thema von einer neuen Regierung deshalb ambitionierter aufgegriffen werden. Es wäre erfreulich, wenn die Parteien ihre Pläne zur Cyber-Sicherheit bereits in der Phase des Wahlkampfes zum Thema machen würden.