Page 15 - ZBI-Nachrichten 4/2017
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Ingenieure in der Gesellschaft
Verkehr, Quartier, Kultur. Die neuen Infrastrukturen bauen
Strategiepapier zum Ettersburger Gespräch 2017
B ei der Sanierung und Ent - Bauschaffenden an die Verantwort - lität beiträgt. Aus diesem Grund müs-
wicklung von Infrastrukturen
lichen aus Politik und Gesellschaft, die
sen städtebauliche, architektonische
können entscheidende An -
von Verkehrsprojekten maßgebliche
ker punkte gesetzt werden, durch bauliche Qualität der Lebensräume zu und stadtgestalterische Qualitäten
optimieren und formuliert hierzu drei
gute Planung und Gestaltung die Thesen: Entscheidungskriterien auch in den
Lebensqualität aller maßgeblich zu Bewertungs- und Förderrichtlinien des
verbessern, sagte Reiner Nagel, Vor - Bundes sein.
Verkehr – integriert Planen,
standsvorsitzender der Bundesstif - Bauen und Unterhalten
tung Baukultur. „Verkehr, Quartier
Quartiere – durch Mischung
und Kultur müssen dabei als konditio- Infrastrukturen gewährleisten die flä-
nierende Standortfaktoren zusam - chendeckende Versorgung mit Ener - städtebaulich gestalten
men gedacht werden.“ Baustaatsse - gie und Gütern ebenso wie die Mit der Energiewende, dem wirt-
kre tär Gunther Adler forderte „mehr Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, schaftsstrukturellen und demografi-
Planungsqualität, mehr Wettbewerb Wohnorten und Freizeitangeboten. schen Wandel wie auch der Anpas -
und mehr Beteiligung“. Sie prägen wesentlich die Stadt- und
sung an die Bedürfnisse einer kulturell
Landschaftsräume in Deutschland. Sie
Am 21. und 22. September 2017 tra- heterogenen Bevölkerung sind neue
sind flächenrelevant und räumlich zu
fen sich 100 Entscheider aus Politik, Herausforderungen an das Zusam -
planen. Ihr Unterhalt und Ausbau
Bau- und Immobilienbranche auf men leben, die Infrastruktur- und
erfordert jährlich umfangreiche Inves -
Schloss Ettersburg bei Weimar. Sie Quar tiersentwicklung sowie die
titionen. Ziel muss es sein, die Ener -
diskutierten das Thema „Verkehr, Sicherung der Daseinsvorsorge ver-
gieproduktion und -versorgung sowie
Quartier, Kultur. Die neuen Infra - bunden. Der umfassenden Quartiers -
den Individual- und Nahverkehr effi-
strukturen bauen“ anhand von entwicklung kommt daher in allen
aktuellen Praxisbeispielen wie der zienter und flächenschonender zu ihren Aspekten eine Schlüsselrolle zu.
organisieren sowie eine integrierte
Elbphilharmonie Hamburg oder der Hierzu zählen das Angebot an Ge -
Verkehrsentwicklungsplanung zur
Düsseldorfer U-Bahnstrecke Wehr - werbe, Einzelhandel, Dienstleis tun -
Anbindung von Städten, Gemeinden
hahn-Linie. Dabei beleuchteten kom- gen, neuen Arbeitsorten, Bildungs-
munale Projektleiter, Architekten und und Quartieren zu betreiben. Dabei und Betreuungsmöglichkeiten, Ge -
geht es aus Sicht der Baukultur
Ingenieure aus unterschiedlichen sundheitseinrichtungen, Kultur- und
darum, neue Mobilitäts- und Logistik -
Blickwinkeln die Herausforderungen Freizeitmöglichkeiten sowie Gastro -
konzepte kontextuell gut zu integrie-
umfassender Bauvorhaben. Die Pro - nomie. Zudem haben attraktiver
zessqualität sei entscheidend für das ren und den Flächenverbrauch zu Wohnraum für unterschiedliche Be -
minimieren. Intelligente Planung und
Gelingen komplexer Infrastruktur pro - völ kerungsgruppen und qualitätsvolle
Steuerung von Abstimmungs- und
jekte. Bereits in der Vorbereitungs - öffentliche Räume und Grünflächen
Genehmigungsverfahren, Prozessen,
phase, der sogenannten Phase Null, Schlüsselbedeutungen für das Quar -
sollten alle Beteiligten mit einbezogen Datenaustausch und Schnittstellen tier.
sparen Kosten und Zeit und sind un -
werden, um partnerschaftlich zum
verzichtbare Bestandteile auf dem Für den Neubau und die Weiter -
Ziel zu gelangen. Allgemeingültige
Weg zu nachhaltigen und wider- entwicklung von Quartieren sind inte-
Lösungen gebe es nicht: Jedes Projekt
erfordere ein Aushandeln der Be - standsfähigen Verkehrsinfra struktu - grative Konzepte erforderlich. Nut -
ren. Investitionsmaßnahmen in tech- zungsmischung fördernde Rahmen -
teiligten und den unbedingten Willen
nische Infrastrukturen bieten die be dingungen im Planungs-, Bau- und
der am Bau Beteiligten zum Bauwerk,
Chance, durch fachübergreifendes einschlägigem Fachrecht, Steuer- und
um lösungsorientiert und zielgerichtet
Planen und Bauen und eine frühzeiti- Wirtschaftsrecht sowie passende
zu agieren.
ge Beteiligung der Öffentlichkeit Finanzierungs- und Förderinstru men -
einen gestalterischen Mehrwert für te können diesen Ansatz unterstüt-
Strategiepapier
öffentliche Stadt- und Landschafts - zen. Alle baulichen Maßnahmen soll-
Zum Abschluss des Ettersburger Ge - räume zu erzielen, der den jeweiligen ten die erforderlichen Transforma -
sprächs verabschiedete der interdiszi- Bedürfnissen der Nutzer gerecht wird tionsprozesse berücksichtigen. Dabei
plinäre Kreis einvernehmlich ein Stra - und damit dauerhaft zu einer Verbes - gilt es, das Potenzial des baukulturel-
te giepapier. Darin appellieren die 100 serung der Standort- und Lebensqua - len Mehrwerts zu heben.
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