Page 10 - ZBI-1-2019
P. 10
Ingenieuraus- und -weiterbildung
Generalisten und Spezialisten
IfKom fordert Anpassungen in der Ingenieurausbildung
I ngenieurstudiengänge werden Stu dienfächer mit deutlich mehr als zip der Nachhaltigkeit zur zentralen
50 Prozent dominieren. Darüber hin-
Kategorie des Handelns in Führungs -
zunehmend über Kompetenz fel -
der anstelle von Lernzielen gestal-
überfachliche Kompetenzen erwartet.
Kom petenzen und ethische Verant -
tet. Der Verband der Ingenieure für aus werden von Ingenieuren weitere, positionen. Damit sollen soziale
Kommunikation (IfKom e.V.) fordert Je nach späterem Einsatz in der wor tung der Ingenieure gestärkt
fachliche Anpassungen an die digitale Entwicklung, Produktion, Vertrieb, werden.
Transformation und Management - Service oder anderen Bereichen sollte
Die Hochschulen passen ihre Studien -
kom pe tenzen in der Ingenieuraus - auf Basiswissen und Kompetenzen
gänge gemäß den Anforderungen der
bildung. u.a. in der Betriebswirtschaft und in
Arbeitswelt und den Entwicklungen
ingenieurtechnischen Methoden auf-
Im digitalen Zeitalter ändern sich die der Digitalisierung, z.B. im Zusam -
gebaut werden können. Die zukünfti-
Erwartungen an einen Ingenieur mit men hang mit Industrie 4.0, an. Häu -
gen Arbeitgeber erwarten aber auch
zunehmendem Tempo. Einer zeitge- fig stoßen sie jedoch an Grenzen, die
analytisches Denken, den Umgang
mäßen Anpassung der Studiengänge ihnen durch bürokratische Akkreditie -
mit Komplexität, Selbstständigkeit
stehen im Hochschulbereich jedoch rungsverfahren, fehlende Finanzmittel
und Eigenmotivation sowie systemi-
oft bürokratische Akkreditierungs - oder zu enge Freiräume gesetzt sind.
sches Denken. Außerdem sind nach
verfahren, Silodenken und fehlende Studiengänge können nicht nach
Auffassung der IfKom grundlegende
Finanzmittel entgegen. Auf die Frage, Belieben zeitlich ausgedehnt werden.
Management- und Führungskom -
ob sie eher einen Generalisten oder Insofern sind auch Lehrinhalte zu
peten zen erforderlich.
einen Spezialisten benötigen, antwor- streichen, die aus heutiger Sicht ent-
ten laut einer VDMA-IMPULS Erhe - Um diese Entwicklung zu unterstüt- behrlich sind, um Platz für die not-
bung 60 Prozent der repräsentativ zen, sind die IfKom eine Kooperation wendigen neuen Inhalte zu finden.
befragten Industrieunternehmen in mit FinAF, dem Forschungsinstitut für Lehre und Forschung benötigen dazu
Deutschland mit „sowohl als auch“! nachhaltige Ausbildung von Füh - die erforderlichen Freiräume. Finan -
rungs kräften, eingegangen. Anders zierung und Kapazitäten, die sich nur
Dazu stellt der IfKom-Bundesvor - als in vielen anderen Fortbildungs - auf quantitative Indikatoren stützen,
sitzende Heinz Leymann fest: „Die im maßnahmen für angehendes Füh - müssen daher stärker an qualitativen
IfKom e.V. als Mitglieder und Ko - rungs personal erklärt FinAF das Prin - Maßstäben orientiert werden. Zudem
operationspartner vertretenen Hoch -
schulen stellen sich, wie andere Hoch - © Pixabay (CCO)
schulen auch, den Herausforderun -
gen der Digitalisierung mit hohem
Engagement. Ohne die Unterstützung
der Politik, die Einfluss auf strukturelle
und organisatorische Rahmenbedin -
gungen hat, wird es jedoch nicht
gehen.“
Unternehmen erwarten von ihren
Bewerbern zunächst ingenieurwissen-
schaftliche Grundlagenkompetenzen.
Daher fordern die IfKom für ein
Erststudium in einer ingenieurwissen-
schaftlichen Fachrichtung einen Min -
destanteil fachlicher Kompetenzen.
Der Anteil der so genannten MINT-
Fächer Mathematik, Informatik, Na -
tur wissenschaft und Technik muss
dabei dem Anspruch an die Grund -
ausbildung eines Ingenieurs gerecht
werden und im Gesamtkanon der
10
zbi nachrichten 1-19