Page 22 - ZBI-Nachrichten 1/2020
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Aus den Mitgliedsverbänden
Schritt in die richtige Richtung, dem Aus wahl der einzuladenden Anbieter
aber noch weitere folgen müssen. Dr. zu treffen. Im Gegenteil, immer öfter
Thomas Mainka, Präsident des VDEI berichten Büros, dass sie nur ange-
sagte dazu: „Es kommen enorme fragt werden, damit die Mindestzahl
Herausforderungen auf die Bahn zu. von drei Bietern erreicht wird. Eine
Hierbei sind die Expertise und das Vergleichbarkeit der Angebote ist bei
Engagement der Eisenbahningenieure vielen Ausschreibungen aufgrund der
entscheidend für die erfolgreiche Positionspapier zu unzureichenden Leistungsbe schrei -
Umsetzung des LuFV-Programms. Für Angebotsanfragen bung nicht gegeben. Sehr oft wird
den Bahnsektor ist das dennoch ein das vermeintlich günstigste Angebot
sehr positives Signal“. Es ist gängige Praxis, dass bei einer an genommen. Das wirtschaftlichste
Ausschreibung mehrere Anbieter An gebot bleibt auf der Strecke.
Der Umfang von 86 Mrd. Euro für die
„ein geladen“ werden, ein kostenfrei Einziges Bewertungskriterium ist der
Jahre 2020 bis 2030 nur für den Preis.
Erhalt der bestehenden Schienen - erstelltes Angebot abzugeben. Min -
destens drei Anbieter werden gefragt,
infrastruktur schafft Planungssicher - Problem: Gegenwärtig werden An -
oft auch fünf oder sogar noch mehr.
heit im Bahnsektor. Hinzu kommen ge bote im Bereich des Vermessungs -
Bei fünf angefragten Büros erstellen
die Mittel für den Neu- und Ausbau wesen gratis erstellt. Diese Angebote
bei nur einer Beauftragung somit
aus der LuFV III, so dass insgesamt sind nicht nur umfangreich, sondern
80% der Anbieter ihr Angebot im
mehr als 115 Mrd. Euro in das bedürfen auch der Einarbeitung in
wahrsten Sinne des Wortes umsonst.
Schienennetz investiert werden. wechselnde Ausschreibungsbe din -
Diese tägliche Erfahrung ist unbefrie-
Der VDEI bereitet sich auf die neuen digend und auch nicht zielführend, gungen. Die Erstellung eines Ange -
Herausforderungen vor. Neben den sollen doch Geschäftspartner nach botes dauert somit viele Stunden und
langfristigen Investitionsinitiative dem „auf Augenhöhe“-Prinzip zu - manchmal auch Tage. Zusätzlich wer-
durch den Eigentümer kommt noch sam menkom men und qualitativ hoch- den erstellte Angebote für neue
der Generationswechsel bei den wertig und wirtschaftlich zusammen- Ausschreibungen verwendet, ohne
Ingenieuren hinzu sowie der Prozess arbeiten. Hier wird das Leistungs- und dass der Autor dafür eine Vergütung
der Digitalisierung der Schiene. Durch Qualitäts prinzip dem Preisdumping oder Nutzungsentschädigung erhält.
gezielte Weiterbildung muss das geopfert. Diese unentgeltlich erbrachten Leis -
Fachwissen auf die jungen Ingenieure tungen summieren sich Deutsch -
Die ursprüngliche Idee, eine größere landweit auf mehrere Milliarden Euro
übertragen werden weiß der VDEI,
Wirtschaftlichkeit und Qualitätssiche - und der Staat verzichtet auf immense
der sein Weiterbildungsprogramm der
verbandseigenen Akademie entspre- rung für den Ausschreibenden zu er - Steuereinnahmen.
langen, wird so nicht erreicht. Die
chend ausbaut. In vielen Branchen ist es seit langem
Aus schreibenden sind im Vorfeld
(VDEI) nicht mehr bemüht eine qualitative üblich für Kostenangebote Vergü tun -
gen zu verlangen, die im Falle einer
Beauftragung verrechnet werden. Bei
Autoreparaturwerkstätten ist es gang
und gebe, bei Handwerkern auch und
seit neuestem wird sogar für An -
gebote eines Telefon an schlusses eine
Angebotsgebühr verlangt.
Lösung: Die Lösung ist einfach wie
auch schnell umzusetzen. Ange -
forderte Angebote, die von Vermes -
sungsbüros in vorgegebenen Rahmen
abgegeben werden sollen, müssen
vergütet werden. Nur so kann die
dafür aufgewendete Zeit wirtschaft-
lich dargestellt und anerkannt wer-
den. Ein individuell angefordertes
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Vorstandsvorsitzende der DB AG Richard Lutz Angebot ist eine Leistung die vergütet
und DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla unterschrieben im Beisein von Bundes - werden muss!
finanzminister Olaf Scholz die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung.
Foto: Dr. Siegfried Krause, VDEI Service GmbH (VDV)
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