Page 13 - ZBI-Nachrichten 2-3/2017
P. 13
Ingenieuraus- und -weiterbildung
mistisch gestimmt, dass im Anschluss Trotz dieser klaren Befunde nimmt die Koalitionsvertrag wurde vereinbart,
– und damit zeitnah – auch die Um - Debatte über die Digitale Bildung lei- nach dem Vorbild der Eliteschulen des
setzung erfolgen wird. Abgesehen der bis heute manchmal bizarre Sports, unsere IT-Spitzenkräfte von
davon wäre es nicht hinnehmbar Schwarz-Weiß-Züge an, die dem An - morgen an Profilschulen IT/Digital aus-
noch weitere Jahre im Bereich der liegen, Medienkompetenz zu erlan- zubilden. Diese Vereinbarung muss
Digitalen Bildung hinterherzuhinken. gen, einen Bärendienst erweisen. dringend mit Leben gefüllt werden.
Weder „totale Zwangsdigitalisierung“ Die Länder könnten dies bspw. durch
Die internationale ICIL-Studie hat
noch dauerhafte „Orte des digitalen die freiwerdenden BAföG-Mittel -
2013 herausgearbeitet, dass Deutsch -
Fastens“ können realistische Ziele entlastungen durch den Bund finan-
land bei der Digitalen Bildung den
einer vernünftigen Bildungspolitik zieren. Und ähnlich wie bei der Platt -
Weltmeistern weit hinterher hinkt.
sein. Wenn in einer Minute im Inter - form Industrie 4.0, in der Wirtschaft,
Magere 1,5 Prozent der deutschen
net 204 Millionen E-Mails verschickt, Gesellschaft, Wissen schaft und Politik
Schülerinnen und Schüler haben bei
13,8 Millionen WhatsApp Nachrich - den Schulterschluss suchen, brauchen
der Studie die höchste Kompetenz -
ten versendet, 42.000 Fotos bei Insta - wir eine analoge Zusammenarbeit bei
stufe erreicht. Computereinsatz findet
gram hochgeladen, 277.000 Tweets der Digitalen Bildung, der die unter-
viel zu selten, wenig sinnvoll und
gesendet werden, dann ist das die schiedlichen Aktivitäten dieser Ak -
kaum fächerübergreifend statt. Nur
Lebensrealität, mit der unsere Kinder teure bündelt, damit wir inhaltlich und
30 Prozent arbeiten in der Schule
und Jugendlichen aufwachsen. Auf - infrastrukturell in Deutschland voran-
regelmäßig mit ihnen. Der internatio-
gabe einer zukunftsorientierten Bil - kommen. Ohne eine enge Zusam men -
nale Mittelwert liegt bei 52 Prozent.
dungspolitik muss es sein, endlich die arbeit mit der Wirtschaft wird der
Die Studie macht klar, dass das Auf -
Lebensrealität des 21. Jahr hun derts in Aufholprozess in Deutschland nicht
wachsen in einer technologisch ge -
Schule, Uni und Weiter bildungsein - gelingen. Ich durfte auf der CeBIT im
prägten Welt nicht automatisch zu
richtungen zu bringen. Es ist zu be - vergangenen Jahr als Pate Schüler aus
kompetenteren Nutzern führt. 30 Pro -
grüßen, dass das Bundesbil dungsmi - meinem Wahlkreis beim Open-Rober -
zent der Schüler verfügen nur über
nisterium mit den Ländern momentan ta-Projekt begleiten, bei dem Kinder
sehr gering ausgeprägte digitale Kom -
eine Bund-Länder-Verein barung erar- lernen, einen Lego-Roboter zu pro-
petenzen; mit Zuwanderungshin ter -
beitet und die Regie rungs fraktionen grammieren. Solche erfolgreichen und
grund sind es 40 Prozent. Ohne stär-
mit ihrem Antrag einen klaren Hand - interessanten Kooperationen zwi-
kere Verankerung digitaler Me dien in
lungsauftrag gegeben haben. schen Un ter nehmen und Schulen
allen Lernprozessen droht internatio-
müssen viel öfter stattfinden und
nal auf Sicht der Abstieg. Die Bereiche Es muss festgelegt werden, welche
bekannt ge macht werden. Die ideolo-
Lernen, Wissensaneig nung und Kernkompetenzen und grundsätz-
gischen Scheuklappen linker Bildungs -
Mediennutzung werden sich durch die lichen Bildungsinhalte deutschland-
politiker, die diese Zusammenarbeit
Digitalisierung fundamental ändern. weit in der Schule gelehrt werden,
ablehnen, dürfen kein Hinderungs -
Zwei Drittel der Lehrer sind der damit ein einheitlicher Standard gilt,
grund dafür sein, dass Wirtschaft und
Auffassung, dass der Einsatz digitaler der z.B. das Risiko eines Schul -
Schule nicht nur in diesem Bereich
Medien junge Menschen mo tivierend wechsels zwischen Bundesländern
noch näher aufeinander zugehen.
dabei unterstützt, Infor mationen wirk- minimiert sowie eine stärkere Ver -
samer zu verarbeiten. 72 Prozent der gleichbarkeit der Bildungspolitik ein- Die Digitalisierung spielt sich aller-
Eltern und Schüler wün schen einen zelner Länder ermöglicht. dings nicht nur an den Schulen ab,
verstärkten Einsatz digitaler Medien. sondern hat auch die Arbeitswelt
Es ist unerlässlich, bei der Aus- und
erreicht. Intelligente und digital ver-
Weiterbildung von Pädagogen und
Digitale Grundbildung Lehrkräften anzusetzen. Die Quali - netzte Systeme gewinnen zuneh-
mend an Bedeutung, was auch unter
täts offensive Lehrerbildung des Bun -
Um digitale Spaltung zu vermeiden, dem Begriff „Industrie 4.0“ gefasst
des leistet bereits ihren Beitrag. Wir
müssen wir allen Kindern und Ju - wird. Hierfür werden dringend Ar -
brauchen eine Anpassung der Curri -
gend lichen eine vernünftige digitale beits kräfte benötigt, die mit den
cula und Prüfungsordnungen bei der
Grundbildung zukommen lassen. Technologien umgehen können, denn
Lehrerausbildung, bei der sich bislang
Diese ist eng mit Medienkompetenz es ist ein Mythos, dass in Zukunft nur
nur magere 12 Prozent Kenntnisse
verknüpft und beinhaltet den siche- noch Maschinen in Unternehmen vor-
über digital basierten Unterricht an -
ren, verantwortungsvollen und kriti- zufinden sind.
eignen konnten.
schen Umgang mit digitalen Medien
und Programmen. Dies ist mit Blick Digitale Exzellenz MINT-Bildung vorantreiben
auf den Datenschutz wichtig, aber
auch für bessere Chancen auf dem Neben der digitalen Grundbildung Soft Skills wie analytische Fähigkeiten,
Arbeitsmarkt. brauchen wir digitale Exzellenz. Im das kritische Denken und der
zbi nachrichten 2/3-17 13