Page 9 - ZBI-Nachrichten 5-6-2022
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Ingenieuraus- und -weiterbildung
Fachkräftemangel: Das Eckpunktepapier ist gut,
aber nicht genug
Kritik des IW Köln
D ie Ampel möchte ausländi- neuen EU-Mitgliedsländern sind viele kratischen Verfahren überarbeitet
schen Fachkräften den Weg
werden, denn lange Prozesse sind Gift
Arbeitskräfte nach Deutschland ge -
in den deutschen Arbeits -
markt erleichtern, ein 23-seitiges kommen. Die Entwicklung wird sich für eine gelungene Zuwanderung.
allerdings kaum fortsetzen, da auch
Papier listet viele Ideen dazu auf. Die die anderen EU-Länder unter dem Fachkräfte und Azubis
Ansätze sind vielversprechend – rei- demografischen Wandel leiden. Klar gezielt anwerben
chen aber bei Weitem nicht aus, ist deshalb: Ohne Fachkräfte aus
Insgesamt reicht es nicht, den Zugang
meint Dr. Wido Geis-Thöne, Senior Ländern außerhalb Europas lassen
zu erleichtern. Vielmehr müssen be -
Economist beim Institut der deut- sich Wachstum und Wohlstand nicht
gehrte Fachkräfte gezielt angeworben
schen Wirtschaft Köln. sichern.
werden. Es ist gut, dass die Bundes -
Die Babyboomer scheiden nach und regierung dieses Thema auf dem
Zu viel Bürokratie,
nach aus dem Arbeitsmarkt aus, auch Schirm hat und ihre Aktivitäten hier
zu lange Prozesse
dadurch steuert Deutschland auf deutlich ausbauen will. Insbesondere
einen massiven Fachkräftemangel zu. Das neue Eckpunktepapier ist dabei will sie die Plattform Make it in Ger -
In der Hochphase des Babybooms, ein Schritt in die richtige Richtung: So many weiter stärken.
also zwischen 1960 und 1964, wur- ist sinnvoll, Personen mit sehr guten
den bundesweit rund 6,6 Millionen Perspektiven am deutschen Arbeits - Weitgehend vernachlässigt wird hin-
gegen das Thema Ausbildung: Auch
Kinder geboren – zwischen 2000 und markt auch ohne bestehendes Stel -
2004 waren es mit 3,6 Millionen nur len an gebot ein Visum zu erteilen. hier wäre es sinnvoll, Azubis aus Dritt -
etwas mehr als die Hälfte. Das berei- Noch besser wäre es, wenn das Visum staaten gezielt anzuwerben. Deutsch -
tet der deutschen Wirtschaft zuneh- nicht nur die Arbeitsplatzsuche, son- land darf nicht vergessen, dass die
internationale Konkurrenz groß ist.
mende Probleme: Selbst wenn mehr dern auch die Arbeit selbst erlauben
Menschen erwerbstätig würden, die würde. Auch andere europäische Länder wer-
bisher nicht oder nur wenige Stunden ben um die begehrten Fachkräfte.
Ebenfalls richtig: Bei Menschen mit Unter stützung für die Anwerbung
arbeiten, ließe sich die Lücke nicht
Berufserfahrung in besonders gesuch- von Azubis und Fachkräften bietet
schließen.
ten Bereichen entfällt unter gewissen das Kompetenzzentrum Fachkräfte,
Die Situation wäre noch dramatischer, Voraussetzungen die oft langwierige das vor allem kleinen und mittleren
wenn die Zuwanderung in den ver- Anerkennung ihres beruflichen Ab - Unternehmen mit praktischen Praxis -
gangenen Jahrzehnten geringer aus- schlusses. Das reicht allerdings nicht: tipps hilft.
gefallen wäre. Vor allem aus den Es müssen unbedingt auch die büro- (iw Köln)
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