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Ingenieure in der Gesellschaft
Digitalisierung am Arbeitsplatz
Akademiker erledigen immer mehr Routinearbeit
A utomatisierung und Digitali - auf Basis von sechs Erwerbstätigen - Routineanteil gestiegen. Von den Er -
werbstätigen ohne Berufsabschluss
sie rung führen nicht dazu,
befragungen des Bundesinstituts für
dass Beschäftigte ausschließ-
Beschäftigten mit Hochschulabschluss
Routinetätigkeiten aus, 1979 waren
lich kreative Aufgaben übernehmen, Berufsbildung zeigt, dass die Jobs von üben inzwischen 64 Prozent häufig
während Maschinen die Routinetätig - zunehmend durch Routine geprägt es 54 Prozent.
keiten abarbeiten. Eine Studie des sind: Im Jahr 1979 gaben nur 18 Pro -
Aus dieser Entwicklung lässt sich aller-
Instituts der deutschen Wirtschaft zent der befragten Akademiker an,
dings nicht ableiten, dass die Arbeit
(IW) zeigt: Auch der Arbeitsalltag von häufig Routinetätigkeiten auszuüben,
einfacher geworden ist – auch sehr
Akademikern ist zunehmend durch 2012 – dem Jahr der aktuellsten Be -
komplexe Tätigkeiten können routi-
Routine geprägt. Im Hinblick auf be - fragung – waren es 23 Prozent.
niert ablaufen, wenn sie immer wieder
fürchtete negative Beschäftigungs -
„Mit der zunehmenden Automatisie - in ähnlicher Form ausgeführt werden.
effekte der Digitalisierung könnte das
rung steigen die Anforderungen zwar
eine gute Nachricht sein. Das gilt zum Beispiel für den paralle-
insgesamt, gleichzeitig müssen Hoch -
len Umgang mit mehreren Compu -
Als Gewinner des digitalen Wandels qualifizierte aber auch immer mehr
terprogrammen. „Die aktuell gute
gelten Programmierer, Datenwissen - Routineaufgaben bewältigen“, sagt
Arbeitsmarktlage zeigt, dass mehr
schaftler und jene, die ihr Geld mit IW-Experte Michael Zibrowius. Dazu
Routine im Job keineswegs den
Fähigkeiten verdienen, die eine Ma - gehörten beispielsweise die regelmä-
Arbeitsplatz gefährden muss. Auch in
schine nicht so schnell ersetzen kann. ßige Pflege von Datenbanken oder
Zeiten des digitalen Wandels gibt es
Die Erwartung, dass umgekehrt Rou - die tägliche Überprüfung der korrek-
weiterhin Bedarf für menschliche
tinetätigkeiten aus dem Arbeitsalltag ten Einstellung einer Fertigungs ma -
Routinearbeit“, so Zibrowius.
verschwinden, bestätigt sich bislang schine. Auch bei den Beschäftigten
jedoch nicht. Die IW-Untersuchung anderer Qualifikationsniveaus ist der (iw)
Unternehmensführung
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist schlechter
D er digitale Wandel führt in Sie wertet Zahlen des European Wor - Setzt ein Unternehmen also auf
king Conditions Survey aus, die unter
zu
vielen
weniger Kontrollen, sind rund 60
Unternehmen
Prozent der Arbeitnehmer sehr zu -
anderem zeigen, dass die direkte
neuen, flexiblen Arbeitszeit -
mo dellen. Homeoffice und Teilzeit Kontrolle durch den Chef nur einen frieden mit ihrer Arbeit, belegen
sind immer öfter möglich und nötig. geringen Einfluss auf die Produktivität Daten des Sozio-ökonomischen Pa -
Dafür ist Vertrauen unerlässlich. Eine hat. Die direkte Kontrolle ist nur für 2 nels. Je stärker die Überwachung,
Studie des Instituts der deutschen Prozent der Arbeitnehmer entschei- desto niedriger ist der Wert: Bei Fir -
Wirtschaft (IW) zeigt: Vertrauen för- dend dafür, wie schnell sie arbeiten. men mit strengen Kon trollen sind nur
dert die Produktivität und kann ein noch 45 Prozent der Arbeitnehmer
Dagegen geben 35 Prozent der Ar -
wichtiger Wettbewerbsvorteil sein. zufrieden mit der Ar beit, rund jeder
beitnehmer an, ihr eigenes Arbeits -
Dritte klagt dann über Konflikte mit
Mehr Homeoffice und flexible Ar - tempo vor allem am Tempo der Kol -
dem Vorgesetzten.
beits zeiten – die Digitalisierung macht legen zu orientieren. Für rund 26 Pro -
es möglich. Chefs stellt das jedoch vor zent sind Forderungen von Kunden „Manche Unternehmen haben nach
ein Problem: Die direkte Kontrolle der wichtigste Treiber. „Chefs sorgen wie vor Angst, durch Homeoffice oder
über die Mitarbeiter wird schwieriger. insbesondere dann für mehr Zufrie - flexible Arbeitszeiten die Kontrolle zu
Doch wer sein Team weniger stark denheit und damit Produktivität, verlieren. Unsere Studie zeigt jedoch
kontrolliert, kann die Zufriedenheit wenn sie selber vertrauenswürdig sind ganz klar, dass es dafür keinen Grund
und Produktivität der Angestellten und sich wertschätzend gegenüber gibt. Vertrauen zahlt sich aus“, sagt
langfristig steigern, zeigt die IW- ihren Mitarbeitern verhalten“, sagt Enste.
Studie. IW-Wissenschaftler Dominik Enste. (iw)
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