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Ingenieure in der Wirtschaft
Massive Verwerfungen im Planungsmarkt zu erwarten
Bundesrat stimmt Änderung der Vergabeverordnung zu
D er Bundesrat hat in seiner angeschlossen, blieben aber bei der die planenden Berufe und eine
Sitzung am 16. Juni mehr-
heutigen Abstimmung in der Minder -
Vielzahl dringend benötigter Baupro -
heitlich einer Verordnung der
bedauerlich, dass sich sowohl Bund
Bundesregierung zugestimmt, der heit. jekte in Deutschland. „Es ist überaus
durch eine Änderung der Vergabe - „Wir bedauern es sehr, dass nach als auch die Länder gerade in diesen
verordnung voraussichtlich dazu füh- dem Bundestag auch der Bundesrat herausfordernden Zeiten nicht schüt-
ren wird, dass nahezu alle öffent- den Weg dafür frei gemacht hat, den zend vor die kleinen und mittleren
gut funktionierenden Planungsmarkt
lichen Planungsaufgaben künftig Büros stellen. Diese bilden bislang das
nach den Regeln des EU-Rechts ver- in Deutschland massiv zu gefährden,“ Rückgrat der deutschen Planungs -
geben werden müssen. Insbesondere meint Andrea Gebhard, Präsidentin land schaft und werden vor dem
die Kommunen als größte öffentliche der Bundesarchitektenkammer. „Wir Hintergrund von Bau- und Energie -
werden jetzt mit der Bundesregierung
Auftraggeber werden hiermit auf- wende dringender denn je benötigt.
grund fehlender Kapazitäten oftmals und den öffentlichen Auftraggebern, Eine qualitativ hochwertige und flä-
überfordert sein, worauf auch die insbesondere den Kommunalen Spit - chendeckende Leistungserbringung
Kommunalen Spitzenverbände hinge- zenverbänden, unsere Gespräche kann jedoch nur unter fairen Rah -
wiesen haben. wei ter fortsetzen und intensivieren, menbedingungen gewährleistet wer-
mit welchen Mitteln die negativen den,“ so der Präsident der Bundes -
Die Verfahren werden sowohl für die Folgewirkungen der Änderung der ingenieurkammer abschließend.
Auftraggeber- wie für die Auftrag - Vergabeverordnung so gering wie
neh merseite deutlich aufwändiger möglich gehalten werden können.“ Unterzeichnende Kammern und
und werden damit erheblich mehr Ver bände: Bundesarchitekten kam -
Zeit in Anspruch nehmen. Die Kam - Auch Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Prä - mer, Bundesingenieurkammer, Bund
mern und Verbände der planenden sident der Bundesingenieur kammer, Deut scher Architektinnen und Archi -
Berufe befürchten daher, dass es befürchtet massive Auswirkungen auf tek ten, Bund Deutscher Baumeister
zukünftig vermehrt zu Total- Architek ten und Ingenieure,
und Ge neralunternehmer ver - Bund Deutscher Innenarchitek -
gaben kommen wird. Die Folge ten, Bund Deut scher Land -
wäre eine Exis tenzgefährdung schafts architekten, Bundesver -
für die mittelstandsgeprägte band Freier Berufe, Bundesver -
Pla nungs wirt schaft in band der öffentlich bestellten
Deutschland. Ver mes sungs inge nieure, Bun -
des ver einigung der Prüfinge -
Der geplanten Änderung der
nieu re für Bautechnik, DAI Ver -
VgV liegt ein Vertragsver let -
band Deutscher Architek ten-
zungs verfahren der EU-Kom -
und Ingenieur vereine, Deut sche
mission zugrunde, die in der
Akademie für Städte bau und
bisher gültigen deutschen Re -
Landes planung, Aus schuss der
ge lung einen Verstoß gegen
Ver bände und Kam mern der
die europäischen Vergabericht -
Ingenieure und Archi tekten für
linien sieht. Die Planerver bände
die Honorarordnung, Förder -
hatten hingegen geltend ge -
verein der Bundesstiftung Bau -
macht, dass den zu erwarten-
kultur, Vereinigung für Stadt-,
den negativen Auswirkun gen
Re gional- und Landesplanung,
kein erkennbarer Vorteil im
Vereini gung freischaffender
Sinne einer Stärkung des euro-
Architekten Deutschlands, Ver -
päischen Binnen markts ge -
band Beratender Inge nieure,
genüberstehe, und gefordert,
Verband Deutscher Ver mes -
dass sich der Europäische Ge -
sungsingenieure, Zentral ver -
richtshof mit dem Thema
band der Ingenieurvereine.
befassen sollte. Mehrere Bun -
desländer hatten sich dem © Silvia Brazzoduro, Unsplash (BAK)
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