Page 7 - ZBI-Nachrichten 4/2019
P. 7
Ingenieure im Öffentlichen Dienst
Fachkräftemangel und Qualifikation
Von Johannes Leicht
D ie Gesellschaft steht heute regelmäßig mehrfach ausgeschrieben lerische Leistungen im Bau - hierfür
vor besonderen Herausfor -
sind Menschen erforderlich. Men -
werden. Personen mit Berufserfah -
derungen, ein Teil hiervon
betrifft auch den Bereich in dem der rung sind kaum unter den Bewerbern. schen, die nur für feste Stellen in die
Verwaltung kommen. An dieser Stelle
Hierdurch entsteht ein deutliches
ZBI tätig ist. Im Folgenden möchte ich Problem bei der Weitergabe von spe- ist daher die Politik gefordert tradierte
kurz einige Punkte beleuchten, die für zifischem Wissen – denn verbunden Sichtweisen („Sachausgaben sind
mich aufgrund meiner Biografie von mit ebenfalls häufig anzutreffenden erlaubt, feste Stellen tabu“) über Bord
besonderem Interesse sind. Als Inge - befristeten Beschäftigungsmög lich - zu werfen. Die Politik muss eine hand-
nieur in der niedersächsischen Was - keiten geht eine hohe Fluktuation ein- lungsfähige Verwaltung für Morgen
ser wirtschaftsverwaltung sind dies der her. Häufig existieren keine adäqua- und Übermorgen sicherstellen und in
Fachkräftemangel, die Qualifikation ten Systeme des Wissensmanage - den jeweiligen Haushaltsplänen mit
neuer Fachkräfte sowie die fachlich ments, die diesem Umstand gerecht Mut für mehr Stellen sorgen.
inhaltlich professionelle Führung von werden. Mit der mal schneller – mal
Nehmen wir an, die Politik konnte
Umweltverwaltungen. langsamer – einziehenden Digitalisie -
sich auch in Zeiten einer sich abküh-
rung der Verwaltung sind hier Ver -
Verwaltungen existieren nicht zum lenden Konjunktur zu der nachhalti-
besserungen feststellbar. Aller dings
Selbstzweck. Insbesondere Umwelt - gen Entscheidung für mehr feste
kann Software grade im Inge nieur -
ver waltungen tragen wesentlich zur Stellen durchringen. Wen können wir
bereich aus heutiger Sicht eben nicht
Daseinsvorsorge bei. Sie leisten damit als neue Kollegen erwarten? Bezüg -
das erforderliche liefern.
einen erheblichen und unverzichtba- lich der Ausbildung ist festzuhalten,
ren Beitrag, damit Menschen auch in Viele Tätigkeiten von Ingenieuren in dass die Profile der aktuellen Studien -
Zukunft in einer gesunden Umwelt der Verwaltung sind, hier orientiere gänge häufig nicht optimal auf die
leben und arbeiten können. ich mich verbal an der VOF, den nicht Bedürfnisse der Arbeitswelt ausge-
richtet sind. Untersuchungen wie z.B.
des Bundes der Ingenieure für Was -
ser wirtschaft, Abfallwirtschaft und
Kulturbau e.V. zeigen, dass eine im -
mer kleinteiligere Diversifizierung mit
teil exotischen Fachkombina tio nen
stattfindet. Dem muss durch eine stär-
kere Orientierung an profunden inge-
nieurmäßigen Grundlagen fä hern ent-
gegen gesetzt werden.
Bei allen Diskussionen über die richti-
gen Fächer (oder gar den Abschluss
wie graduierter Ingenieur, Bachelor,
Dipl.-Ing. FH oder Uni, Master) trifft
die Ingenieurkammer Niedersachsen
(IKN) mit folgender Aussage aus 2015
aber einen in diesem Kontext wesent-
lichen weitergehenden Kern: „Der
erste Diplomingenieur hatte zunächst
Dipl.-Ing. (FH) Johannes Leicht M. Sc. ist seit April 2019 ehrenamtlicher Vizepräsi dent des
ZBI. Darüber hinaus ist er ehrenamtlicher Referent für berufsständische Angelegenheiten auch nichts weiter als ein Stück Papier
beim BWK – Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfall wirtschaft und Kulturbau – in der Hand. Der Wert dieses Ab -
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. schlusses entstand erst durch lange
Jahre der Arbeit, der Bewährung und
Der allseits bekannte Fachkräfte man - zu Beginn der Aufgabe abschließend der ständigen Weiterbildung“.
gel betrifft auch die Umweltver wal - beschreibbaren Leistungen zuzuord- Neben dem oben skizzierten Mangel
tungen. Stellen, insbesondere für nen. Dies umfasst neben Architekten- an Fachkräften möchte ich hier kurz
Bau ingenieure, müssen inzwischen oder Ingenieurleistungen auch künst- einen weiteren Punkt herausstellen,
zbi nachrichten 4-19 7